Sicherheitswissenschaft

Sicherheitswissenschaft
Sicherheitswissenschaft,
 
Disziplin zur Forschung und Lehre der methodischen und systematischen Analyse und Kontrolle von Risiken zwecks Verringerung der Häufigkeit und Schwere von (v. a. unfallartigen) Schäden und Verlusten. Ein praxisorientiertes Teilgebiet der Sicherheitswissenschaft ist die Sicherheitstechnik.
 
Objekte der Sicherheitswissenschaft sind der Unfall und der Schaden (Schadensersatz). Untersuchungsgegenstand bei der Erforschung von Unfallursachen und -faktoren sowie der Schadensprävention ist das Unfallrisiko. Die sicherheitswissenschaftliche Risikologie befasst sich mit ihm als Phänomen (Wesen, Art, Qualifizierung; Größe, Verbreitung, Quantifizierung) jeweils systembezogen und strategieorientiert, mit der Bedeutung von Risiko als Produkt aus Eintrittshäufigkeit und Auswirkungsschwere, besonders bei unwägbaren Faktoren (z. B. geringste Eintrittswahrscheinlichkeit für schwerste Auswirkung) wie auch in seiner Relation zur risikokonträren Chance. Die Risikoanalyse ermittelt Art und Größe eines Risikos (oder mehrerer Risiken) methodisch durch Feststellung von Risikotyp (bestimmte Merkmalskonstellation), -diagnose (Untersuchung der Merkmalskonstellation) und -epidemie (gehäuftes Auftreten eines Risikotyps), um es so zu qualifizieren und zu quantifizieren. Dies ist Voraussetzung für eine planmäßige, wirksame und wirtschaftliche Risikokontrolle. Diese wirkt in den dreigestuften Aufgaben der Risikolimitierung (Setzung und Einhaltung von Risikohöchstgrenzen für Energie, Stoffmengen u. Ä., z. B. Tempolimit), der Risikoreduzierung (Absenkung von Risikofaktoren, z. B. durch Knautschzonen in Pkw) und der Risikoeliminierung (Annullieren der Möglichkeit beziehungsweise Wahrscheinlichkeit für Unfalleintritt oder -schwere, z. B. durch Verwendung von Ersatzverfahren und Ersatzstoffen).
 
Die mehrfache Zielsetzung der Sicherheitswissenschaft zeigt sich in ihrem interdisziplinären Charakter und ihren vielseitigen Anwendungen mit individual- und sozialethischem, ökonomischem sowie ökologischem Interesse. Pragmatisch-strategisch orientiert an einer rationellen und effektiven Schadensprävention und/oder -limitation wirkt sie in Forschung und Lehre z. B. für Verkehrssicherheit, Brand- und Explosionsschutz, Umweltschutz, Korrosionsschutz, Kernreaktorschutz, Schadensverhütung in der Privatsphäre (Haus, Freizeit, Sport, Hobby, Heimwerken usw.), in Industrie (z. B. Produkte und Fertigungsprozesse in Erst- und Umgestaltung), Verbraucherschutz u. a. - Der internationale erste unversitäre Fachbereich mit interdisziplinärer sicherheitswissenschaftlicher Konzeption besteht seit 1975 an der Bergischen Universität in Wuppertal. 1978 wurde dort die Gesellschaft für Sicherheitswissenschaft (GfS) als Fachvereinigung gegründet, die international an der Entwicklung der Sicherheitswissenschaft, Durchführung von Tagungen, sicherheitswissenschaftlichen Publikationen u. a. arbeitet.
 
 
U. Hauptmanns u. a.: Techn. Risiken (1987);
 P. C. Compes: Zur sicherheitswiss. Risikologie, in: Risiko - subjektiv u. objektiv, hg. v. P. C. Compes: (1989);
 P. C. Compes: Schutzziele - Konzeption u. Pragmatik auf der Basis sicherheitswiss. Terminologie u. Methodologie, in: VDI-Berichte, Bd. 884 (1991);
 U. Franke: Das Phänomen »Schaden« sicherheitstechnisch. Ein Beitr. zur Begriffserklärung (1993);
 
Was ist ein Schaden? Zur normativen Dimension des Schadensbegriffs in der Risikowiss., hg. v. M. Berg u. a. (Zürich 1994);
 A. Kuhlmann: Einf. in die S. (21995);
 
Risikoforschung zw. Disziplinarität u. Interdisziplinarität. Von der Illusion der Sicherheit zum Umgang mit Unsicherheit, hg. v. G. Banse (1996);
 G. Banse u. G. Bechmann: Interdisziplinäre Risikoforschung. Eine Bibliogr. (1998).

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Sị|cher|heits|wis|sen|schaft, die: Wissenschaft, die sich mit der methodischen u. systematischen Analyse u. Kontrolle von Risiken befasst, mit dem Ziel, die Häufigkeit u. Schwere von Schäden u. Verlusten zu verringern.

Universal-Lexikon. 2012.

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